Als deutscher Rechtsanwalt und griechischer Dikigoros hatte ich die Freude, Anfang Juni 2025 am Deutschen Anwaltstag in Berlin teilzunehmen. Das diesjährige Motto „Rechtsstaatlichkeit stärken, Freiheit bewahren“ zeigt, wie ernst die Anwaltschaft die Herausforderungen unserer Zeit nimmt.
Während des Anwaltstages nahm ich an zahlreichen Diskussionen und Fachvorträgen teil, die sich mit der Rechtsstaatlichkeit und der Freiheit befassten. Besonders interessiert war ich an den Herausforderungen, vor denen die Rechtsanwälte heute europaweit und in den USA stehen. Im Fokus standen nicht nur die klassischen Rechtsfragen, sondern auch die Anwendung neuer Technologien wie etwa der Künstlichen Intelligenz in der Rechtsprechung bzw. anwaltlichen Praxis, sowie die Bedeutung der Mediation und Vermittlung als Konfliktlösungsmethode.
Dies ist gerade in unserer Anwaltskanzlei von Bedeutung, da wir angesichts der noch immer langen Verfahrensdauer in Griechenland im Interesse unserer Mandantschaft versuchen, so weit wie möglich Lösungen zu erarbeiten, die langwierige und kostspielige Verfahren vermeiden.
Ein weiteres zentrales Thema meiner Teilnahme war, zu erfahren, wie gerichtliche Verfahren im europäischen Ausland ablaufen. Dies ist aufgrund unserer immer mehr international tätigen Praxis, insbesondere im Erbrecht, auch in der Praxis ein wichtiges Thema. In verschiedenen Veranstaltungen konnte ich wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich Gerichte und Verfahren in anderen EU-Staaten, insbesondere in Polen, Spanien, Belgien und Luxemburg, in Bezug auf den Zugang zu Gerichten, Verfahrensweisen und die Nutzung moderner Technologien entwickelt haben.
Für die Kollegin aus Polen steht hierbei auch die Unabhängigkeit der Justiz vor Einflussnahme durch die Politik mit im Vordergrund.
Im Vergleich dazu zeigte sich, dass Griechenland in Bezug auf die Dauer gerichtlicher Verfahren immer noch zu den Schlusslichtern in der EU gehört. Doch in Bereichen wie der Einreichung von Klagen und Schriftsätzen hat das Land in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, was einen positiven Ausblick auf die zukünftige Entwicklung gibt.
Besonders wichtig war und ist mir der Austausch mit meinen Kollegen aus Deutschland, Griechenland und Österreich, um grenzüberschreitende Kooperationen und das Verständnis für die unterschiedlichen rechtlichen Systeme zu vertiefen. Dieser Austausch war nicht nur für meine tägliche Arbeit von Bedeutung, sondern zeigt auch immer wieder, dass Europa bei allen Unterschieden zusammenwächst.
Zudem gab es Gelegenheit, sich persönlich mit meinen Kollegen aus Lissabon und Berlin aus dem Netzwerk Deutscher Erbrechtsexperten [https://www.ndeex.de] über Fragen der praktischen Anwendung der Europäischen Erbrechtsverordnung und andere Fragen auszutauschen.
Die Teilnahme am Deutschen Anwaltstag und der Besuch in Berlin ermöglichten mir, neue Impulse für meine praktische Arbeit als Rechtsanwalt zu gewinnen, die sicherlich auch im Interesse unserer Mandanten praktische Anwendung finden werden.